Samstag, 19. Mai 2018: Cacabelos – Ambasmestas (26,7 km)
Nach einem eher bescheidenen Frühstück geben wir am Empfang den Rucksack von Hermine ab und laufen durch das Dorf, statten der geöffneten Kirche einen Besuch ab und überqueren den Río Cúa. Um die Kirche des „Santuario de Quinta Angustia“ herum gibt es eine außergewöhnliche Herberge: Die Schlafplätze sind in Zweierzimmern um eine Kirche herum gebaut und kosten pro Pilger fünf Euro. Zum Duschen oder auf die Toilette geht es über den Kirchhof. Wenn es nachts nicht zu kalt wird, ist das hier sicher eine urige Unterkunft.
Auf der Straße geht es leicht bergauf, und nach Pieros biegt eine Variante des Weges nach rechts auf einen Feldweg ab. Über Valtuille de Arriba laufen wir, wie in den vergangenen Tagen auch, bei herrlichem Wetter durch Weinberge nach Villafranca del Bierzo. Am Ortseingang des kleinen Städtchens befindet sich auf der linken Seite die „Iglesia de Santiago de Villafranca“. Seit dem 17. Jahrhundert erhielten kranke und schwache Pilger, die in Heiligen Jahren (der Jakobustag am 25. Juli fällt auf einen Sonntag) nach Durchschreiten des Nordportals den gleichen Ablass wie am Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela.
Wir merken bald, warum es einigen Menschen schlicht nicht möglich war, weiterzulaufen: Der sogenannte „Camino duro“, der harte Weg, führt extrem steil nach oben. Aber die Ausblicke und die Einsamkeit in dieser herrlichen Landschaft entschädigen für die Mühen. Auf zehn Kilometern bewältigen wir bei 25 Grad im Schatten circa 500 Höhenmeter im Auf- und 400 Meter im Abstieg. Minchens Knie zittern, und ich bin froh, dass wir morgen zwar wieder einen steilen Aufstieg, aber nur eine Etappe von 15 Kilometern vor uns haben. Es war heute tatsächlich ein harter Weg, nicht nur für sie.