(89) Römerstraße

  • Frank Derricks
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Donnerstag, 10. Mai 2018: Calzadilla de los Hermanillos – Mansilla de las Mulas (23,8 km)

Als ich gegen halb sieben erwache, bin ich bereits alleine im Zimmer. Auch beim Frühstück waren alle anderen Pilger schneller als ich, also mache ich mich als Letzter auf dem Weg. Auf einer kaum befahrenen und nahezu ebenen Straße versuche ich wieder einmal, meinen Schatten einzuholen. Nach fünf Kilometern wechsle ich auf einen unangenehm zu gehenden Weg aus Schotter und Kieselsteinen, welcher für die nächsten zwölf Kilometer so bleiben soll. Es geht auch heute an unendlich erscheinenden Feldern vorbei. Abwechslung bietet einzig die in der Nähe verlaufende Schnellbahnstrecke, auf deren Gleisen ab und zu ein Zug im Schneckentempo verkehrt.

Noch immer folgt der Weg einer Römerstraße, welche hier teilweise im Originalzustand erhalten ist. Als ich nach 18 Kilometer endlich Reliegos erreiche, bin ich froh, hier eine kleine Pause einlegen zu können. Kerstin trifft auch hier ein und freut sich auf eine Herberge. Sie hat die vergangene Nacht im Freien verbracht. Nach einer langen Pause mache ich mich daran, die letzten Kilometer nach Mansilla de las Mulas zu laufen. Der Jakobsweg ist hier mal wieder ein Pfad neben einer Straße: langweilig und immer geradeaus.

In Mansilla habe ich ein kleines Zimmer für 25 Euro. Nach der Dusche halte ich mich hier aber nicht lange auf, sondern laufe in das Dorf und finde ein nettes Plätzchen bei einigen anderen Pilgern. Nach längerem Warten bekomme ich schließlich auch mein erstes Getränk. Die Bestellung des zweiten sowie des Essens geht allerdings unter. Auch auf erneute Nachfrage passiert nichts. Okay, dann eben nicht! Ich verlasse ohne Skrupel und ohne den ersten Drink zu bezahlen die ungastliche Stätte.

In der Herberge kämpfe ich mit Technikproblemen: Ich kann keine Fotos mehr hochladen. Irgendwann ist es mir zu viel, und ich mache für heute einfach Schluss; das ist dann eben so. Mit Eileen, Michael und Catherine sitze ich im Garten zusammen, später genießen wir gemeinsam das Abendessen: Pilgermenü. Heute sind alle ziemlich erschöpft, was wohl am eintönigen Weg und am Sonnenschein liegt. Um zehn Uhr bin ich im Bett und schlafe schnell ein. Es ist toll, in einem Zimmer zu liegen und bei geöffnetem Fenster frische Luft zu atmen beziehungsweise dieses zu schließen, wenn es zu kalt wird.