Blick auf Roderen

(8) Schlammschlacht

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Dienstag, 6. Februar 2018: Thann – Bellemagny (19,0 km)

Aus der Pizza gestern wurde nichts, Pizzeria geschlossen. Ich habe aber dann noch einen TexMex-Laden gefunden. Hier gab es sehr gutes hausgemachtes Chili con carne.

Ab Thann, so verspricht mein Pilgerführer, in welchem die Strecke ab hier beschrieben ist, führt der Jakobsweg nichtmehr so häufig über Teerstraßen, sondern auf teilweise schmalen Pfaden über Wiesen und durch Wälder. Bevor ich meine Herberge verlasse, unterhalte ich mich noch mit der Mitarbeiterin, welche mich bereits gestern betreut hatte. Sie meldet meine Ankunft heute Nachmittag im Kloster der Benediktinerinnen in Bellemagny telefonisch vor.

Die Herberge verlasse ich also ohne Frühstück und stapfe bei Sonnenschein und Temperaturen knapp unter 0 Grad durch ein Wohngebiet die Anhöhe hinauf. Danach wird der Weg tatsächlich so, wie im Buch beschrieben. Manchmal ist der Verlauf des Weges nur mit Mühe zu erkennen. Wenn der Blick nicht auf den Boden gerichtet ist, um die Schritte richtig zu setzen und den Wurzeln auszuweichen, suche ich 20 bis 50 Meter voraus den Wald nach den kleinen Wegweisern ab. Es macht Spaß, so durch den Wald zu laufen und ich fühle mich komplett im „Hier und Jetzt“.

In Guewenheim finde ich an einer Kreuzung eine Bäckerei. Der Verkaufsraum ist klein, aber es gibt hier 2 Tische mit insgesamt 4 Stühlen. Ich kaufe ein pain au chocolat (Schoko-Croissant), ein belegtes Baguette für später, einen Cappuccino und lasse mich nieder. Eine Pause tut gut. Dabei weiß ich noch nicht, was jetzt kommt.

Direkt nach Ort geht es leicht bergauf in den Wald. Der Weg ist hier sehr matschig, aber das wird sich sicher noch ändern. Ja, es wird schlimmer. Teilweise gleicht der Waldweg mehr dem Zuhause des zotteligen Rindviehs vom Freitag als einem Wanderweg. Zwischendurch gibt es auch wieder trockenere Abschnitte. Doch dann, wieder dieser Matsch. Es ist anstrengend, hier zu laufen, ein bisschen wie auf Glatteis. Meine Schuhe und Hosenbeine sehen aus, wie nach einer Schlammschlacht.

Nach der Überquerung einer Autobahn sind es nur noch 3,5 km entweder Teerstraße oder Matschpfad. Dafür werde ich als Jakobspilger in Bellemagny mit verschiedenen Bildern an einer Bushaltestelle empfangen. Im Kloster angekommen, wird sofort Schwester Miriam gerufen. Die Oberin kommt aus Vilshofen an der Donau und spricht deutsch. Sie zeigt mir mein Zimmer und die Duschgelegenheit. Alles ist recht einfach aber es reicht. Der einzige Luxus im Kloster scheint der offensichtlich auch als Kühlschrank nutzbare Aufzug zu sein.

Hoffentlich wird wenigstens das Zimmer einigermaßen warm. Ich bin hier der erste Pilgergast in diesem Jahr und die Herbergszimmer sind ausgekühlt. Nach dem Duschen nutze ich die Zeit, um u. a. ein paar Blogbeiträge zu schreiben. Es gibt hier wenig Ablenkung, besser gesagt überhaupt keine. Kloster eben. Im Ort kein Laden, kein Café und keine Kneipe. Auch das mobile Internet gibt es hier nur in homöopathischer Geschwindigkeit, dafür mit Aussetzern. Es reicht gerade, um Mails ohne Anhänge zu senden oder zu empfangen. Dank an Olaf für’s Einstellen der beiden Artikel. Bereits um 21:30 Uhr mache ich das Licht aus und versuche zu schlafen. Bin gespannt, ob mir das bei der Kälte gelingen wird.