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(7) Eine Woche Jakobsweg

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
  • Ein Kommentar

Montag, 5. Februar 2018: Staffelfelden – Thann (16,0 km)

Nachdem ich in der Nacht ab 3 Uhr häufiger kurz aufgewacht bin, habe ich ab 6 Uhr nochmal anderthalb Stunden tief geschlafen. Vom Hotel bis zum Bahnhof ist es nur ca. 20 Minuten, aber ich fahre trotzdem mit der Straßenbahn. Im Bahnhof frühstücke ich wieder französisch mit Schokocroissant, Brot mit Marmelade und einem Café au lait. Der Zug fährt pünktlich und bringt mich zum Startpunkt meiner heutigen Etappe.

Die Strecke beginnt so, wie sie gestern geendet hat. Am Rand des Dorfes führt der Weg wieder auf die rechte Seite des Flüsschens, dessen Namen ich an der Brücke endlich erfahre: Thur. Bis Vieux Thann wechseln sich befestigte Wege mit Wiesen- und Trampelpfaden durch den Auwald ab. So macht das Wandern Spaß, auch wenn sonstige Abwechslungen weitgehend fehlen. Körperlich und mental ist heute alles bestens.

In Cernay finde ich nur eine dieser offensichtlich häufig anzutreffenden Wett-Spelunken. Hier bestelle ich wieder einen Café au lait, bei dem die Milch aber aus den kleinen Plastiktöpfchen kommt, da „echte“ Milch leider aus ist. Also bald weiter Richtung Westen und zum Flüsschen zurück. Es dauert nicht lange und das Industriegebiet von Thann mit der ältesten Chemiefabrick Europas (kein schöner Anblick) ist erreicht. Bereits aus einer Entfernung von einigen Kilometern ist der filigrane Turm des gotischen Münsters St. Theobald zu erkennen.

Wirtschaftlich scheint es hier den Bach hinunter zu gehen. Viele der Häuser des Städtchens könnten eine Renovierung vertragen. Auch hier stehen viele Läden leer und noch mehr Häuser sind zu verkaufen. Dabei könnte es hier so schön sein. Eingerahmt von den bewaldeten Hängen der südlichen Vogesen und Weinbergen öffnet sich die Landschaft nach Südosten hin. Die Häuschen sind alle in unterschiedlichen Farben gestrichen. Das Städtchen mit dem Rot, Gelb, Blau und Grün der Gebäude hat Puppenstubencharakter, benötigt aber wohl nicht nur eine optische Auffrischung.

Eine Woche bin ich jetzt zu Fuß unterwegs. Ich bin dankbar dafür, die erste Woche ohne starke Schmerzen, Blasen oder sonstige Blessuren überstanden zu haben. Meine Herberge liegt an der rechten Seite des Weges, welcher wieder aus der Stadt hinausführt. Das Zimmer ist mit zwei bezogenen Einzelbetten und einem Waschbecken ausgestattet. Dusche und Toilette teilen sich 4 Personen. Außerdem gibt es eine Küche mit großem Tisch für alle Pilger. Ich bin heute wohl der Einzige meiner Sorte und werde auswärts speisen. Die Pizzeria habe ich bereits entdeckt.