Donnerstag, 19. April 2018: Roncesvalles – Larasoaña (28,7 km)
Endlich bin ich wieder unter Menschen. Auch wenn es für viele der Leser vielleicht kaum vorstellbar ist, ich habe in dem gut 50 Personen fassenden Schlafsaal gut geschlafen. Bis kurz nach sechs Uhr, als das Licht anging: Guten Morgen für alle! Das Frühstück für 3,50 Euro ist übersichtlich, aber wir starten wenigstens nicht mit leerem Magen. Der Tag verspricht wieder sehr sonnig zu werden, also starte ich diesmal gleich in kurzen Hosen. Es sind nur noch 790 Kilometer bis Santiago de Compostela.
Über sehr gut ausgebaute und meist auch schöne Wege pilgern eine beachtliche Schar von Menschen Richtung Zubiri. Wir laufen durch den Wald nach Burguete, wo es inzwischen mehrere Cafés gibt. Vor vier Jahren war ich froh, überhaupt eine geöffnete Bar gefunden zu haben, in der ich schon damals Ernest Hemingway vermutet habe, wenn er sich vor dem hektischen Treiben in Pamplona in dieses Dorf zurückgezogen hat. Heute ist die erste Rast in Espinal, wo ich auf Bea, die heute Geburtstag hat, und Edith aus Lübeck treffe. Die beiden sind bereits den Camino gelaufen und machen seit ein paar Jahren jedes Jahr erneut ein kleines Stück des spanischen Jakobsweges.
Bei einer kleinen Rast an einem schönen Plätzchen, welches ich noch vom letzten Camino kenne, gesellt sich auch Lynn zu uns. Die Koreanerin gehört überraschenderweise keiner der Reisegruppen an, die aus dem Süden der Halbinsel zwischen Gelbem und Japanischen Meer nach Nordspanien gereist sind. Gemeinsam laufen wir das etwas beschwerliche Stück des Jakobsweges nach Zubiri. Das ist baskisch und bedeutet “Ort an der Brücke”, wo Lynn einen Platz in einer Herberge gebucht hat. Dorthin wird auch ihr Gepäck geliefert.