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(60) Auf zu d’Artagnan

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Mittwoch, 11. April 2018: Eauze – Nogaro (20,6 km)

Erst spät, so gegen zehn Uhr mache ich mich auf den Weg. Zuvor kaufe ich mir in der Apotheke gegenüber noch Schmerzmittel und Kühlpads für das Knie und besuche die Kirche von Eauze. Es regnet leicht, und so ziehe ich direkt das Cape über. Die ersten Kilometer schmerzen im Knie, und ich frage mich, ob es richtig ist, was ich tue. Ich laufe weiter und kann bereits nach circa einer Stunde das Cape wieder ausziehen. Darunter ist es einfach zu warm, dann wird das Ding innen feuchter als außen – einfach ekelig.

Zwischendurch überlege ich mir, ob ich nicht besser mit einem Bus gefahren wäre oder dies noch tun sollte. Aber ausgerechnet auf diesem Teilstück ist irgendwo eine große Straßenbaustelle und der Verkehr wird weiträumig umgeleitet. Da ich das Knie kaum noch spüre, ist wohl alles okay beziehungsweise die Tablette arbeitet an der richtigen Stelle. Beim Aufstehen nach dem Kaffee in Manciet, auf der Hälfte der Strecke, schmerzt es sehr. Nach einigen Schritten ist es wieder gut. Also laufe ich weiter auf dem weitgehend ebenen Weg und suche vergebens andere Pilger. Erst in Nogaro sehe ich die ersten Menschen mit Jakobsmuschel am Rucksack aus der Ferne.

Die Gegend ist sehr unspektakulär. Über den Zustand des Weges möchte ich nicht schon wieder jammern. Es läuft sich auf dem Jakobsweg heute nicht ganz so gut wie gestern, ist aber noch einigermaßen passabel. Heute komme ich vor allem auf der zweiten Hälfte häufig an überschwemmten Wiesen und Feldern vorbei. Der Boden hier ist einfach nicht mehr aufnahmefähig. In der Kirche meines Etappenziels ist es unglaublich finster. Ich bin erstaunt, was die Handykamera daraus zaubert. Die Anfänge dieser, zwischenzeitlich zerstörten und später wieder aufgebauten Kirche reichen fast 1.000 Jahre zurück.

Das Highlight des heutigen Tages ist – neben dem überraschend schmerzfreien Gehen – der Salatteller, den ich in Nogaro zum Mittagessen bestelle. Das würde für alle drei Musketiere als Vorspeise gut reichen. Für mich ist es das Hauptgericht, und ich freue mich, mal was richtig Gesundes zu essen. Tatsächlich wurde unweit von hier, in Lupiac, d’Artagnan, einer der drei Musketiere, auf Schloss Castelmore geboren. Passend dazu finde ich in der Gîte des Mousquetaires eine Unterkunft. Auch hier bin ich der einzige Gast.

Am Abend esse ich in einer kleinen Pizzeria eine leckere Lasagne und bin um halb zehn wieder zurück. Heute habe ich die Marke von 2.000.000 Schritte geknackt und bin sehr froh, dass mein Knie so gut durchgehalten beziehungsweise mir nur wenige Schmerzen bereitet hat. Hoffentlich bleibt das so, und ich kann den Jakobsweg bis zum Ende laufen, auch um hier Spenden für die Schmetterlinge zu sammeln.