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Einsamer Baum

(6) Bonjour Grande Nation

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Sonntag, 4. Februar 2018: Fessenheim – Staffelfelden (30,6 km)

Als ich gegen 8 Uhr aus dem Fenster meines Zimmers schaue, sehe ich zuerst die gefrorenen Scheiben der Autos, dann den blauen Himmel und kann die Sonne schon erahnen. Ein sonniger Wandertag erwartet mich. Nach dem bekanntermaßen etwas weniger umfangreichen „Petit déjeuner“, dem französischen Frühstück, mit Croissant, Brot, Butter, Marmelade und einem Café au lait breche ich auf. Leider treffe ich in der sehr elegant wirkenden Kirche niemanden an, um mir einen Stempel geben zu lassen.

Über flacher und teilweise geteerte Feldwege laufe ich Richtung Ensisheim. Es gibt es auf der Strecke kaum Abwechslung. Was auffällt sind die großen Felder und die riesigen Bewässerungsanlagen. Und dann gibt es da noch die ca. 6 bis 8 Meter hohen und dutzende Meter langen Kornspeicher. Die Maiskolben lagern hier unter freiem Himmel nur von einem Maschendrahtzaun zusammengehalten. Das muss doch für Vögel und Mäuse ein gefundenes Fressen sein.

Ich laufe geradewegs auf ein abgesperrtes Gelände zu. Hier muss sich etwas sehr Schützenswertes verbergen. Vor mir sehe ich im Abstand von wenigen Metern zwei mit Stacheldraht gekrönte Zäune. Dazu viele Scheinwerfer und Kameras aber kein Hinweis darauf, was sich hier verbergen könnte. Weiter geht es auf matschigen Wegen an einem niedrigen Laubwäldchen vorbei, welches dank dichter Dornenbüsche undurchdringlich erscheint. Ab und zu schaue ich zurück nach Osten, sehe den Schwarzwald in der Ferne und kann dabei den Feldberg erkennen.

In Ensisheim ist der Hund begraben. Kein Mensch auf der Straße, kein Restaurant oder Café geöffnet, also gehe ich auch hier in die Kirche. Diese hat einen ganz andere Stil als das Gotteshaus in Fessenheim. Ein Hotel direkt am Fluss gelegen bietet Zimmer ab 129 Euro ohne Frühstück. Das ist mir entschieden zu teuer und ich laufe weiter. Auf gut ausgebauten Wegen geht es entlang des Flusses Thur weiter bis Staffelfelden. Das einzige Hotel hat seine besten Tage wohl schon hinter sich und so beschließe ich, mit dem Zug nach Mülhausen zu fahren und dort für 41 Euro in einem B&B Hotel zu übernachten. Die Fahrt mit Zug und Straßenbahn dauert nur 30 Minuten und ich freue mich nach einem weiteren langen Wandertag auf eine warme Dusche und ein sauberes Bett.