Montag, 9. April 2018: Condom – Montréal (17,0 km)
Na das war ein Abend gestern. Ein Lokal hatte geöffnet. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ich nach einer deutlichen Nachfrage den bestellten Wein bekam, kurz nach dem Essen. Der Burger war okay, die Pommes matschig wie der gestrige Weg. Dann fiel das Licht im Restaurant aus – ich war wohl der Einzige, der darüber nicht lachen konnte. Für mich war es einfach ein scheiß Tag.
Heute Morgen regnet es. Ich frühstücke alleine und sehe mich in Gedanken schon im Regencape über die Schlammwege schleichen. Erst gegen viertel nach zehn verlasse ich die Herberge. Meine Schuhe sind kalt und auch innen noch klamm. Ich öffne die Türe, um ein letztes Mal vor meinem Aufbruch das Wetter zu prüfen. Es kommt kein Wasser vom Himmel, die Wolkendecke ist hellgrau. Das interpretiere ich als gutes Wetter und verstaue mein verdrecktes Regencape im Rucksack. Der Ort scheint ausgestorben: Es ist Montag, und Frankreich bleibt geschlossen.
Der Jakobsweg weist heute nur wenige moderate Steigungen und Gefälle auf. Der Zustand ist deutlich besser als erwartet. Zwar kämpfe ich auch heute mit hellem und zähem Matsch und Schlamm, aber ich hatte Schlimmeres erwartet. Die Gegend ist … wie soll ich das sagen? Es ist hier weder hässlich noch besonders schön. Die Gegend ist einfach und bietet außer einer wie neu aussehenden und angeblich mittelalterlichen Brücke keine visuellen Höhepunkte. Die heutige Etappe ist besser als von mir erwartet. Gegen Mittag kommt die Sonne raus, und kurz vor Montréal kann ich sogar meine Jacke ausziehen. Das langärmelige Shirt hatte ich bereits in Condom gegen das rote Poloshirt getauscht.