Mittwoch, 4. April 2018: Montcuq – Lauzerte (15,2 km)
Warum weiß ich nicht, aber in der Nacht habe ich stark geschwitzt. Zum Glück musste ich nicht im Schlafsack liegen, denn das fühlt sich dann an wie im eigenen Saft zu garen. Ja, klingt ekelig, aber es gehört zu meinen Erlebnissen dazu. Also fix erneut unter die Dusche, das dann wieder nasse Handtuch bleibt ja hier. Heute genieße ich einen guten Kaffee zum Frühstück, besuche aber trotzdem das einzige geöffnete Café im Ort, um zu schreiben. Heute habe ich nur eine Strecke von 15 Kilometern vor mir, was nach vier Tagen mit insgesamt über 120 Kilometern einfach gut tut.
Trotzdem habe ich das Gefühl, zu spät gestartet zu sein. Immer, wenn ich erst nach zehn Uhr auf dem Weg bin, wird der Tag, selbst bei einer geringen Entfernung, einfach zäh. Kurz nach dem Ortsausgang von Moncuq werde ich von Marc, einem Lehrer aus Toulouse, eingeholt. Es gibt also tatsächlich andere Pilger auf diesem Abschnitt des Jakobsweges. Häufig auf schmalen Pfaden, welche heute mal wieder äußerst matschig sind, laufe ich in ständigem Auf und Ab durch die immer grüner werdende Landschaft. Hier sieht es längst nicht mehr so steinig und unfruchtbar aus wie in den letzten Tagen. Auch die Eichen wachsen hier höher, zeigen aber noch keinerlei Blattwuchs. Dabei warten bereits viele hungrige Mäuler darauf, sich an diesen gütlich zu tun. Unterwegs sehe ich mehrmals zwischen den Eichen eine Prozession der gleichnamigen Spinner.
Auf einem Stein in der Sonne sitzend verzehre ich genüsslich den Rest meines Baguettes aus Cahors mit reichlich Käse. Der muss dringend gegessen werden, denn die Temperaturen von bis zu 20 Grad tun dem Milchprodukt sicher nicht gut. Hier blüht, sprießt und grünt es und auch die Bienen summen, die Schmetterlinge flattern und die Grashüpfer springen. Es wird tatsächlich Frühling. Das merke ich spätestens, als ich am linken, dem häufig nach Süden gerichteten und der Sonne ständig ausgesetzten Arm einen leichten Sonnenbrand feststelle.