Donnerstag, 22. März 2018: La Soulié – Conques (17,0)
Der Schlaf ist mal wieder mäßig, was allerdings nicht an der Herberge liegt. Ich mache mir Gedanken über meinen Vater, der am kommenden Dienstag in Stuttgart operiert wird. Irgendwie beunruhigt es mich, dass ich so weit weg bin, auch wenn ich weiß, dass ich vor Ort wenig „ausrichten“ kann. Auch während des Tages wird mich dieses Thema beschäftigen, und ich laufe häufig etwas abseits der Gruppe.
Nach einem prima Frühstück mit selbstgemachter Marmelade, Baguette, Butter und sogar frisch gepresstem Orangensaft starten wir erst gegen kurz vor 10 Uhr Richtung Conques, einer Perle des Mittelalters, welche an einen Hang gebaut in einem schwer zugänglichen Seitental des Lot liegt. Gemeinsam mit Simon und Nicolas laufen Natalia und ich bei Sonnenschein die kleine Straße entlang bergab nach Espeyrac. An einer alten Wassermühle überqueren wir eine kleinen Bach, und der Jakobsweg steigt jetzt wieder deutlich an: auf den nächsten fünf Kilometern wollen knapp 300 Höhenmeter überwunden werden.
Auf kaum befahrenen Straßen erreichen wir nach circa anderthalb Stunden den nächsten Ort. Hier in Senergues gibt es einen Laden, die letzte Möglichkeit zum Einkaufen für über 40 Kilometer. Wir trauen unseren Augen nicht: donnerstags geschlossen! Unsere Enttäuschung spülen wir mit Kaffee und heißer Schokolade im gegenüberliegenden Café herunter. Voraussichtlich werden wir heute Abend in der Abtei gut versorgt, und so ist der Mangel an Essbarem bis zum Etappenziel zu verschmerzen.
Die kleinen Pfade neben der Straße weisen hier auf ein in den Sommermonaten starkes Pilger-/Wandereraufkommen hin und verlaufen weitgehend eben. Natalia hat sich an die Spitze unsere Kleingruppe gesetzt und bestimmt das Tempo. Hat Sie in Conques in Kürze eine Verabredung? Ich schaue auf meine Uhr und sehe, dass wir aktuell mit einem Tempo von über sechs Stundenkilometer auf das mittelalterliche Dorf zurennen. An der Abzweigung eines steilen Weges entschließen wir uns, den längeren Abstieg über die Straße zu nehmen, um unsere Füße und Knie zu schonen.