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(39) In den Stall verbannt

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Donnerstag, 15. März 2018: La Clauze – Saint-Alban-sur-Limagnole (25,0 km)

Gestern haben wir unsere dreckigen Sachen hier in der Maschine waschen können. Am Morgen ist alles trocken, nur meine Socken hingen wohl zu nah am Ofen und sind etwas angeschmolzen. Da werde ich vielleicht irgendwann Ersatz besorgen müssen. Als ich noch vor dem Frühstück einen Blick aus dem Fenster werfe, fängt es gerade an zu schneien.

Der Schnee ist nass, und so ziehen wir vor dem Verlassen des Hauses direkt die Regencapes an und lassen uns darin von André vor dem Haus fotografieren. Zunächst geht es bei leichtem Schneefall für fünf Kilometer nur mäßig bergauf und bergab. Dann beginnt ein längerer permanenter Anstieg auf Feldwegen und schließlich im Wald auf inzwischen schneebedeckten Pfaden bis auf über 1.200 Meter. Es ist kalt und außerhalb des Waldes auch noch windig und ich friere leicht.

Wir erreichen die kommerziell ausgerichtete Herberge Le Sauvage, werden aber abgewiesen, als wir die Frage nach einem Übernachtungswunsch verneinen. Immerhin finden wir im ehemaligen Stall einen windgeschützten, aber kalten Unterschlupf. Hier verzehren wir mitgebrachte Dinge wie Baguette von gestern, den Rest meiner Hartwurst aus Le Cergne, Käse, Kekse, weiche Bananen und Äpfel. Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, wärmen Natalia und ich uns bei einem lustigen und anstrengenden Tanz auf.

Es geht nochmals etwas in die Höhe bis auf 1.333 Meter, der Schneefall lässt nach und langsam klart es auf. Fünf Kilometer vor Saint-Alban-sur-Limagnole lässt sich sogar die Sonne öfter blicken, und inzwischen ist es deutlich wärmer geworden. Höchste Zeit, die Regencapes auszuziehen. Kurz vor dem Ortszentrum finden wir eine geöffnete Bar, in der wir unsere heutige Leistung mit zwei Gläsern Bier pro Person feiern. Wenig später erreichen wir auch die Herberge von Bernadette: „Aux amis dans le Chemin“.

Der Empfang ist sehr freundlich, und überall im Haus treffen wir auf Muschelsymbole. Bernadette verziert die Jakobsmuscheln mit viel Geschick und unterschiedlichen Motiven und bietet diese zum Kauf an. Das Zimmer ist ausreichend groß und mit zwei Stockbetten ausgestattet, hat aber einen Haken: Es gibt keine Heizung. Der Ort liegt auf fast 1.000 Metern und die Außentemperaturen sind alles andere als sommerlich. Ich bin gespannt auf die kommende Nacht.

Die Dusche tut, wie immer, sehr gut und ich fühle mich danach wie neugeboren. Zum Abendessen gibt es eine Suppe als Vorspeise, selbstgemachte Pizza mit Feigen und Käse sowie leckere Bratkartoffeln. Wir unterhalten uns prächtig mit Bernadette, und sie erzählt uns, dass am nächsten Tag ein Kontrolleur kommt, um ihre Abrechnungen zu prüfen, wovor sie etwas Angst hat. Wir sprechen ihr Mut zu und erfahren am nächsten Abend per SMS, dass die Inspektion einigermaßen gut gelaufen ist.