Dienstag, 13. März 2018: Le-Puy – Monistrol-d’Allier (30,0 km)
Außer einem müden Pilger, welcher mir auf der Treppe der Kathedrale entgegenkam und mich wohl nicht bemerkt hat, habe ich keine wanderfreudigen und mit großem Rucksack bepackten Menschen in Le Puy angetroffen. Ich gehe trotzdem weiter und hoffe, in kommenden Tagen auf dem Weg endlich andere Pilger zu treffen. Le-Puy-en-Velay ist einer der beliebtesten Ausgangspunkte für Fernwanderungen in Frankreich, nicht nur für Pilger.
Bevor ich die Stadt verlasse, kaufe ich noch ein großes Sandwich und freue mich, dass der Regen der letzten Nacht aufgehört hat und die Sonne sich langsam durch die Wolkendecke kämpfen kann. Auf dem Weg aus der Stadt werde ich von einer Dame und wenig später von einem Herrn angesprochen, und beide gratulieren mir zu meinem großartigen Projekt: Jakobsweg von Freudenstadt nach Santiago.
An der Stadtgrenze treffe ich auf Alain, einen Herrn von 72 Jahren, welcher sich für den Jakobsweg engagiert. Es erzählt mich auch, dass der Wanderweg GR65, welcher gut ausgeschildert ist, verlegt wurde, um zwei Dörfer zu passieren, deren Bürgermeisterinnen dort jeweils auch Herbergen und Geschäfte betreiben. Alain zeigt mir auf einer Karte seines abgegriffenen, deutsch-sprachigen Pilgerführers den Verlauf des „wahren“ Caminos. Er spricht deutsch mit mir und erzählt, dass er mal für zwei Jahre in Deutschland gelebt hat. Vielen Dank für diese Hinweise.
Als ich gerade an der beschriebenen Abzweigung bin, ist plötzlich wieder Alain da und geht ein Stück mit mir, bevor er sich wieder auf deutsch verabschiedet. Die Muschelzeichen sind hier häufig übermalt oder entfernt worden, um alle Hinweise auf den ursprünglichen Verlauf des Weges zu vernichten. Daher weiche ich auch von diesem ab und während ich noch etwas unschlüssig auf mein Handy schaue, ob ich noch in der richtigen Richtung unterwegs bin, sehe ich jemanden hinter mir winkend auf mich zu rennen. Es ist Alain, der wieder aus dem Nichts auftaucht und mich erneut ein Stück zurück auf den rechten Weg begleitet.
Wenig später, kurz vor Bains mit seiner alten Kirche, schaue ich auf dem Weg zurück und entdecke zwei Menschen mit Rucksack, welche nur ca. 100 Meter von mir entfernt sind. Der blaue Mensch winkt mir sogar zu. Ich bleibe sofort stehen, winke zurück und freue mich, endlich andere Wanderer zu treffen. Der rote Mensch ist Michel, ein etwa gleichaltriger Franzose aus einem Ort an der Loire in der Nähe von Anger. Auch Natalia, die Pilgerin in blau, wohnt an der Loire in Tours. Wir begrüßen uns herzlich und laufen gemeinsam weiter.