Sonntag, 11. März 2018: Saint-Paulien – Le-Puy-en-Velay (14,8 km)
Ich habe einigermaßen gut geschlafen und breche nach einem übersichtlichen französischen Frühstück um neun Uhr nach Le Puy auf. Hier besuche ich doch die interessante Kirche. Sie besteht aus einem einzigen, hallenartigen Raum. Es gibt keine Seiten- oder Querschiffe, nur eine große und finstere Halle mit einer baulich getrennten Apsis. Diese wird auf der Südostseite von zwei gewaltigen Strebepfeilern gestützt, welche auf der Nordostseite fehlen. Offensichtlich übernehmen hier größere Seitenkapellen diese Aufgabe.
In diesem Ort herrschte eine seltsame Stimmung. Ich habe keine fröhlichen Menschen gesehen; am Wetter kann es nicht gelegen haben – weder in einer der Bars noch im Hotel oder im Supermarkt schienen halbwegs glückliche Menschen zu arbeiten beziehungsweise zu verkehren. Hier fehlt schlicht Fröhlichkeit beziehungsweise ein Lächeln. Die dunkle Kirchenhalle passte dazu.
Bei Sonne und Wind laufe ich immer leicht bergab über Wirtschaftswege, vorbei an Feldern und Wiesen Richtung Südosten. Waldgebiete sind hier entlang des Jakobsweges kaum zu finden. Kurz vor Polignac geht es steil bergauf. Auf dem Gipfel des Vulkanfelsens thront eine gewaltige Burganlage, welche von einem offensichtlich intakten Bergfried überragt wird. Auch die Befestigungsmauer ist weitgehend erhalten. Von den anderen Gebäuden der Burg stehen aber nur noch einige Mauern und Fundamente. Ich statte nur der romaischen Kirche des Dorfes einen Besuch ab. Auch dieses Gotteshaus ist sehr dunkel, wird aber, wie so häufig in Frankreich, von Kronleuchtern erhellt.
Noch ein Tal muss ich durchschreiten, bevor ich endlich einen Blick auf mein erstes großes Zwischenziel werfen kann. Und der ist fantastisch: Blauer Himmel mit einigen weißen Quellwolken über den grauen Vulkankegeln und den roten Dächern von Le-Puy-en-Velay. Alles überragend steht die rosa gestrichene Statue „Notre-Dame-de-France“ am höchsten Punkt der Stadt. Darunter ist bereits die romanische Kathedrale zu erkennen, welche zum Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Steil geht es bergab und über die Borne, einen Nebenfluss der Loire, in welche er kurz hinter Le Puy mündet. Kurz hinter der Flussquerung habe ich einen hervorragenden Blick auf die Kapelle „Rocher Saint-Michel D’Aiguilhe“ (heiliger Michael auf der Nadel), welche ganz oben auf einem ehemaligen Vulkanschlot erbaut wurde.