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Ausblick

(34) 30 dorflose Kilometer

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Samstag, 10. März 2018: Pontempeyrat – Saint-Paulien (30,3 km)

Nach einem guten Frühstück breche ich erst gegen halb zehn Uhr auf. Quasi noch im Dorf Pontempeyrat geht es steil bergauf. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine offensichtlich stillgelegte, eingleisige Bahntrasse auf. Der letzte Zug ist hier wohl schon vor längerer Zeit durchgefahren. Immer wieder wechseln sich Weideflächen mit kleineren Wäldern ab. Irgendwie fühle ich mich seit einigen Kilometern so kaiserlich. Ein Schild klärt mich auf: Ich befinde mich auf dem Weg von Cäsar. Dieser verläuft auf einer alten Römerstraße.

Ich überschreite den mit 1.000 Höhenmetern höchsten Punkt in einem kleinen Waldstück und für die nächsten gut zehn Kilometer geht es, von einem stärkeren Anstieg kurz vor dem Ziel abgesehen, immer bergab. Außer ein paar einzelnen Bauernhöfen passiere ich nur einmal eine größere Ansammlung von Häusern mit ca. 15 Wohngebäuden und einer Bushaltestelle. In diesem windgeschützten Etablissement esse ich ein paar Scheiben meiner Salami, welche ich vor einer Woche geschenkt bekommen habe.

Ich müsste Saint-Paulien eigentlich schon längst sehen, aber das Dorf versteckt sich, bis ich nur noch wenige 100 Meter davon entfernt bin, hinter einer Kuppe. Die Bar, in der ich meine Belohnung genieße, ist gleichzeitig auch Kiosk, Tabakladen und Wettspelunke. Da die Atmosphäre hier irgendwie seltsam ist, mache ich mich auf zu meinem Hotel hinter der Kirche. Das Zimmer ist recht groß, aber als das Bad modern war, war ich noch nicht geboren. Das Bett ist gut, und es ist warm und trocken – was will ich mehr.

Nach einer kurzen Ruhephase verlasse ich das Hotel nochmals, um eine Pizza zu essen. Auf dem Weg durch das Dorf habe ich zwei Pizzerien gesehen, die einzigen Alternativen zum Hotelrestaurant. Eine Pizzeria bietet die italienischen Spezialitäten ausschließlich afrikanisch (ToGo) an. Das andere Lokal ist mit 14 Personen an einem langen Tisch bereits überfüllt. Also bleibt mir nur das Hotelrestaurant, welches ich aus Kostengründen meiden wollte. Ich speise also wieder sehr gut inklusive opulentem Nachtisch und habe einen kurzen Weg ins Bett.