Freitag, 9. März 2018: Marols – Pontempeyrat (25,1 km)
Schon vor sechs Uhr bin ich wieder wach. Das Bett in dem ich liege wird normalerweise als Trampolin für das allabendliche „spectacle“ verwendet, wofür es sich wohl auch besser eignet denn als Schlafstatt. Der Wind fegt um das Haus und die Fensterläden klappern wie wild. In der Nacht habe ich zum ersten Mal auf meiner Pilgerreise Ohrstöpsel getragen. Nach der frühen Morgentoilette nutze ich die Zeit, um einen Blogartikel zu schreiben.
Nach dem gemeinsamen Frühstück werde ich mit Merlin wieder in das Dorf gebracht. Er geht zur Schule, und ich besuche noch die von außen sehr wehrhaft wirkende Kirche, deren karg anmutender Innenraum kaum von natürlichem Licht erhellt wird. Danach bitte ich im Rathaus noch um einen Stempel für den Pilgerausweis und mache mich an den Aufstieg auf 1.171 Meter. Nach einer Stunde stetigen Anstieges habe ich den bisher höchsten Punkt des Jakobsweges erreicht und bin eine weitere halbe Stunde später in Montarcher, dem zweiten Höhepunkt des Tages.
Die Sonne scheint, und trotz der Höhe komme ich auch während des Abstieges mit drei Lagen aus. Als ich den Wald verlasse und in das Dorf Montarcher laufe, bläst ein kräftiger Wind, der mich, aus dem Windschatten der Kirche tretend, fast umweht. Natürlich versucht der Hut, sich selbstständig zu machen, ist aber nach wie vor gesichert. Die Kirche hier ist aus dem zwölften Jahrhundert und innen überraschenderweise deutlich heller und üppiger ausgeschmückt als das Gotteshaus in Marols. Beim Verlassen der kleinen Kirche bietet sich ein fantastischer und wirklich atemberaubender Blick in die Auvergne.