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Büchereckhütte

(3) Steil bergauf in den Winter

  • Frank Derricks
  • Kurzinformation, Projekt, Tagebuch
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Donnerstag, 1. Februar 2018: Gutach – Oberwinden (24,3 km)

Um kurz nach sieben sind wir wach. Ein Blick nach draußen bestätigt die Befürchtung: es regnet. Also lassen wir uns beim Frühstück, welches genau so reichhaltig ist wie das Vesper, deutlich mehr Zeit als geplant. Wir werden wieder verwöhnt. Bis auf einen Dauergast sind wir die einzigen Gäste und ich bekomme sogar ein frisches Rührei. Es schmeckt köstlich.

Um 9 Uhr ist es aber doch Zeit aufzugrechen. Die Wettervorhersage bewahrheitet sich und der Regen hat aufgehört. Bereits im Ort Gutach geht es im Sulzbachtal deutlich bergauf. Die Stürme der letzten Wochen haben auch hier deutliche Spuren hinterlassen. Wir sehen viele umgestürzte und teilweise auch wie Streichhölzer abgebrochene Bäume. Auf einer steiler werdenden Straße gewinnen wir schnell an Höhe. Kurz bevor wir den Wald erreichen, laufen wir bereits auf einem befestigten Wirtschaftsweg. Als wir die Schneegrenze überschritten haben, wird es noch steiler.

Unser Kreislauf ist jetzt richtig in Wallung und die Kleidung haben wir perfekt gewählt: nicht zu kalt und nicht zu warm. Auf der Höhe angekommen beträgt die Temperatur wohl knapp unter 0 Grad. An der Büchereckhütte machen wir eine sehr kurze Verschnaufpause. Von hier geht es noch weiter moderat nach oben. Den höchsten Punkt erreichen wir unterhalb der zahlreichen Windräder, welche einen Lärm machen wie eine nahgelegene und vielbefahrene Autobahn. Der Neuschnee misst auch hier nicht mehr als 5 cm.

Wir haben das Schlimmste geschafft und sind bester Laune. Die wird auch nicht getrübt, als wir feststellen, dass das Höhengasthaus Landwassereck, welches wir passieren, erst ab dem 1. März geöffnet hat. Mist, da sind wir einen Monat zu früh. Der Weg führt hier über eine offene Fläche und der Wind bläst hier kalt aus Westen. Wir beschließen, uns im nächsten Ort einen Cappuccino zu gönnen. Das wird dann erst in Elzach sein und nicht, wie gedacht, in Oberprechtal.

Das Kaffeeheißgetränk ist köstlich und wir essen dazu sogar ein Stück Kuchen mit Sahne bzw. ein Stück Käsesahnetorte; herrlich! Hier ist heute bereits Kinderfasching und das Café ist bereits fast ausgeräumt. Alles, was sich wegräumen lässt ist nicht mehr da und das Klavier wurde sicher in Folie und eine stabile Holzverschalung gehüllt. Ab dem Wochenende ist hier für 10 Tage der Teufel los.

Mit dem ersten Jakobsweg-Stempel im Pilgerausweis verlassen wir das Dorf um bereits nach knapp 5 km unser heutiges Etappenziel, den Gasthof Ochsen in Oberwinden zu erreichen. Wir sind auch hier die einzigen Gäste und die Wirtin macht uns ein Abendessen, von dem wir schon unterwegs geträumt haben: Wiener Schnitzel mit Pommes und viiiiel Ketchup.