Sonntag, 25. Februar 2018: Beaune – Chagny (20,4km)
Acht Uhr in Beaune. Der Himmel ist stahlblau und die Sonne strahlt als gäbe es kein morgen. Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, gehe ich ein wenig durch das nette Städtchen. Noch wirkt es etwas verlassen, denn bei der Saukälte geht kaum jemand freiwillig auf die Straße. In einem Café frühstücke ich und kaufe ein Baguette für unterwegs. Wenig später verabschiede ich mich im Appartement von meinem Gastgeber, einem älteren Herrn, welcher sehr zuvorkommend und überaus freundlich ist.
Durch die schmalen Gassen ziehe ich weiter Richtung Süden. Über Pommard und Volnay führt mich der Weg durch die offenen und weitgehend flachen Rebenfelder. Nichts bietet hier dem frostigen Wind, welcher heute tatsächlich aus Osten kommt, Paroli. Nirgendwo kann ich eine Rast machen. Während ich also meinen Jakobsweg fortsetze, fällt mir auf, dass ich meinen Bose Bluetooth Kopfhörer offensichtlich vergessen habe. So ein Mist, das Ding war teuer.
Plötzlich werde ich von hinten von einer Windböe erfasst und verliere kurz den Halt. So leicht lasse ich mich aber doch nicht umhauen und bleibe standhaft. Von stürmischen Böen und meinen Gedanken abgelenkt, reagiere ich nicht rechtzeitig auf die Freiheitsbestrebungen meines Hutes. Dieser hat sich soeben selbstständig gemacht und tänzelt, vom Wind getrieben, über eine nicht von Reben bestandene freie Fläche. Ich haste hinterher, jedoch fehlt mir, bedingt durch mein eigenes Gewicht und das des Rucksacks, die Leichtigkeit des Hutes. Dieser hüpft jetzt auf die in Reih und Glied stehenden Reben zu. Problemlos schlüpft er unter den straff gespannten Drähten und zwischen den knorrigen Reben hindurch.
Für mich wird es immer schwieriger, denn ich muss mich entscheiden, in welche Rebenreihe ich renne. Schließlich bleibt meine Kopfbedeckung an einem Rebstock hängen und ich haste darauf zu. Als ich den Hut fast greifen kann, reißt er sich wieder los. Über die gespannten Drähte durch den Weinberg zu springen ist für mich ausgeschlossen. Also wieder zurück. Drei Rebenreihen weiter ist das Ding wieder zum Stillstand gekommen. Wieder springe ich zwischen den heiligen Traubenstöcken zu meinem Hut und kann ihn schließlich auch greifen. Völlig außer Puste begebe ich mich wieder zurück auf den Weg.